Bundesgymnasium und Realgymnasium Erlgasse 1120 Wien, Erlgasse 32-34, 01/813 91 82 – 0
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Albert Camus ,,Das Missverständnis”

Besuch einer Aufführung des Volkstheaters im Rahmen von ,,Literatur Live”

,,Das Missverständnis” ist ein Theaterstück von Albert Camus. Unter der Regie von Nikolaus Habjan wurde die Tragödie im Volkstheater aufgeführt, wobei die Uraufführung 1944 in Paris stattfand, jedoch unterscheidet sich die neue Version von der älteren durch die Puppen, welche die Schauspieler teilweise ersetzen.

Jan, der vor 20 Jahren Vater, Mutter und Schwester verlassen hat, kommt wieder zum alten Familiengasthaus zurück, da er die Schuld und Einsamkeit nicht ertragen kann, die ihn bedrückt, seit er seine Familie verlassen hat. Währen seiner Abwesenheit ist der Vater verstorben und die zwei Frauen müssen das Gasthaus ohne eine männliche Stütze weiterführen. Sie beginnen ihre Gäste zu ermorden, damit sie deren Hab und Gut für sich beanspruchen können, da sie sich nicht anders zu helfen wissen, um Marthas Wunsch ans Meer zu fahren zu erfüllen..
Gegen den Willen seiner Frau entscheidet sich Jan sich als einen Fremden auszugeben, um zu schauen, ob seine Hilfe gebraucht wird, und noch wichtiger, ob sie ihn wiedererkennen. Jedoch tun sie es nicht, obwohl er deutliche Anspielungen macht, auf welche die Mutter und Schwester aber nicht weiter eingehen, da es leichter ist, jemanden umzubringen ohne ihm ins Gesicht zu sehen und ihn zu kennen. Jan wird schließlich vergiftet und sein Leichnam wird in den Fluss geworfen. Erst danach fliegt seine Identität auf und sowohl Mutter als auch Schwester begehen Selbstmord. Zurück bleibt die seelisch geschädigte Gattin Jans.

Im Stück werden die enormen Unterschiede zwischen den drei Protagonisten offenbart. Während Jan, der verlorene Sohn, sich nach der Anerkennung seiner Mutter sehnt, verachtet Martha ihren Bruder, wegen seiner Freiheit, die sie niemals gehabt hat. Aus ihrer Verzweiflung beginnt sie mit den Morden, um genügend Geld für das Land am Meer zu verdienen, und ihre Mutter unterstützt sie widerwillig.

Das Bühnenbild beschränkt sich auf die Portierloge und ein Zimmer, welches später von Jan gemietet wird. Jedoch ist es schief angelegt und dient daher am Ende auch als eine Klippe, von der die Frauen Jans Leichnam in den Fluss werfen.
Stimmung und Gefühle werden auch durch die Beleuchtung verstärkt, so zum Beispiel ist die Bühne in einem warmen Orange beleuchtet, wenn Martha von ihren Träumen und Wünschen erzählt.

Das Stück ist zu lang geraten, da es zu Beginn der Handlung an Spannung fehlt. Obwohl die Darsteller die Puppen wunderbar gespielt haben, was dem Regisseur zu verdanken ist, erschließt sich uns der Sinn dahinter nicht, da die Inszenierung auch ohne die Puppen gut gelungen wäre. Doch das tragischen und mitreißende Ende gleicht die negativen Aspekte aus. Alles in allem ist das Theaterstück empfehlenswert.

,,Also ich fand es im Großen und Ganzen nicht so toll, es war zu lang.
Eigentlich hat es mir nicht gefallen.”
Veronika (8B)

,,Ich fand das Spiel mit den Puppen toll, habe aber den Sinn dahinter nicht wirklich verstanden. Das Stück selbst war anfangs recht trocken, aber das Ende war sehr bewegend.”
Lisa (8B)

“Dieses Werk zeigt eine weit entfernte Hoffnung, die nur erreichbar ist durch abscheulichen Taten, die jedoch nicht ungebüßt bleiben, denn das Schicksal nimmt den ahnungslosen Sohn als Opfer, und die Familie wird durch dieses Missverständnis zerrüttet. Dadurch bleibt diese Idylle weiterhin unerreichbar.
Die Tragödie setzt sich in den Gedanken der Zuschauer fest. Deswegen sollten Theaterliebhaber, unabhängig vom Alter, die Aufführung sehen.”
Shabuz (6A)

Can, Shabuz und Hava (6A)