Bundesgymnasium und Realgymnasium Erlgasse 1120 Wien, Erlgasse 32-34, 01/813 91 82 – 0
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Kurzgeschichte 3B

Aufgabenstellung: Schreibe eine Kurszgeschichte mit folgendem Beginn:
Eine Nacht
Plötzlich wachte sie auf. Es war halb drei. Sie überlegte, warum sie aufgewacht war. 
Ach so! In der Küche...

Eine Nacht

Plötzlich wachte sie auf. Es war halb drei. Sie überlegte, warum sie aufgewacht war. Ach so! In der Küche lagen noch die Hausübungen der Kinder, deren Lehrerin sie war.
Ein wenig orientierungslos kämpfte sie sich durch den Ostflügel ihres Schlosses, das sie sich mit ihrem fetten Lehrergehalt leisten konnte, in Richtung Küche.
Hummer-,Schrimps- und Kaviarduft stiegen ihr in die Nase. Zwischen den Steaks und den Töpfen mit der Krabbensuppe lagen sie, die schwerverdaulichen Hausübungen. Ein eiskalter Schauer lief ihr so den Nacken hoch, dass ihr die Haare zu Berge standen.
Gut, dass sie der vom Schulamt zugeteilte Haubenkoch nicht sah. Den Kugelfisch, der ihrem Kopf, im Moment des Grauens sehr ähnlich sah, gab es erst in zwei Tagen.
“Migräne”, dachte sie – kaum fertig gedacht, schlichen sich sanft die ersten Anzeichen dieser mitteleuropäischen Ausrede Nummer 1 für Krankenstand im Kopf ein.
Ohne den Heften große Aufmerksamkeit zu schenken, drehte sie sich blitzschnell um. Der Weg in den West-Flügel, zur hauseigenen Apotheke, führte am Massage-Zimmer vorbei. “Auch eine Möglichkeit”, dachte sie und klingelte nach dem Haumädchen. Da es schon so spät war und die Solariumbank noch eingeschaltet war, ließ sie sich in der Zwischenzeit ein wenig bräunen. Als das Hausmädchen endlich kam, brachte sie den äußerst muskulösen und gut aussehenden Masseur gleich mit, der die Lehrerin sanft vom Solarium hoch hob und auf einen der drei Massagetische legte, um ihren vom Schulalltag schwerst verkrampften Körper zu massieren.
Nach der kurzen zweistündigen Massage, mit den feinsten Ölen aus dem Orient, fiel es ihr wieder ein: “Hausübungen!” Sofort verkrampfte sich ihr Körper wieder.
Ein entspannendes Stutenmilch-Bad wird ihr helfen.
Ein kurzer Blick auf ihre Rolex verriet ihr, dass sie nicht mehr viel Zeit hatte. In vollem Stress, den sie als Lehrerin schon gewohnt war, hastete sie durch den Schlossgarten, zum Pavillon. Die Stuten standen rund um den Whirl-Pool, die Milch floss in Strömen, es blubberte, dann stieg sie hinein.
“Hausübungen”, schon wieder verkrampfte sich ihr Körper. Eines der schlimmsten Wörter ließ sie nicht mehr los.
Plötzlich schellte es am Haupttor, das man vom Whirl-Pool erblicken konnte. Sofort eilte eine ihrer Bediensteten dort hin und öffnete das schwere Gittertor. Zwei Ritter, anscheinend aus einer anderen Zeit, trabten den Hauptweg entlang in Richtung Pavillon. Das Tor stand offen, trotzdem schellte es wieder. Als die Ritter endlich bei ihr angekommen waren und sie mit Rosenblättern bewarfen, klingelte es schon wieder.
“Jetzt wird es aber Zeit!”, dachte sie und stellte endlich den Wecker ab. Da wurde es ihr klar, sie war wieder eingeschlafen. Nachdem sie in der Nacht aufgewacht war, schlief sie schnell wieder ein.
“Hausübungen”, schon wieder dieses böse Wort.
Ein Blick auf ihre Tchibo-Uhr – nach dem Klingeln nach dem Hausmädchen, hatte auch wenig Sinn, also krabbelte sie schweren Herzens aus dem Bett, Richtung Wohn-Küche, um sich einen Kaffee zu machen. Da lagen sie. Das Wort, sie will es nicht mehr denken, das ihren Traum stark beeinflusste, aber trotzdem auf Korrekturen wartete.
“Nach diesem Traum bekommen alle eine Eins”, beschloss sie.

Fabian Schlagzu 3B